Was für ein Abend!
Eigentlich war ich sehr müde und völlig erschöpft vom Fotografieren des Beachvolleyball-Turniers. Es war wirklich cool, aber auch anstrengend, den ganzen Nachmittag im Sand am Königsplatz zu verbringen und zu fotografieren. Daher saß ich bereits in der U-Bahn auf dem Heimweg. Zum Glück hielt meine U-Bahn am Scheidplatz, von wo aus es nur noch zwei oder drei Stationen bis zum Olympiapark waren. Ich entschied mich umzusteigen.
Der Olympiapark war wie jeden Abend während der European Championships sehr voll, und ich ging mit der Masse in Richtung des Stadions. Es gab auch einen Bus für alle Medienvertreter, aber da ich noch nicht genau wusste, was ich tun wollte, entschied ich mich, zu Fuß zu gehen. Als ich am Stadion ankam, holte ich mir zuerst etwas zu essen und setzte mich dann irgendwo ganz oben auf die Tribüne. Ein Volunteer, der gerade Pause machte, erzählte mir, dass bald ein Finallauf mit deutscher Beteiligung stattfinden würde. Das wollte ich mir an meinem ersten Leichtathletik-Abend natürlich nicht entgehen lassen, also begab ich mich zur Fotoposition an der Zielgeraden. Nachdem ich zunächst zwei oder drei Treppen hinuntergelaufen war und es keinen Durchgang zur Fotoposition gab, schaffte ich es endlich dorthin. Es fanden gerade noch ein paar andere Läufe statt, und ich konnte meine Kameraeinstellungen testen.
Dann begann der finale 1500-Meter-Lauf von Niklas Kaul, Teilnehmer im Zehnkampf. Niemand hätte gedacht, dass Niklas mit seiner Spezialdisziplin vom 7. auf den 1. Platz laufen würde, aber er hat es geschafft. Gold für Niklas, Gold für Deutschland. Es war ein unglaubliches Gefühl, so nah an einer solchen Geschichte dabei zu sein. Ich denke, die Bilder sprechen für sich. Als Niklas auf der Ehrenrunde direkt vor meiner Kamera (und zugegeben auch vor den Kameras der vielen anderen Fotografen) stehen blieb und die deutsche Fahne hinter sich ausbreitete…
Nach einigen weiteren Leichtathletik-Events kam dann der 100-Meter-Finallauf der Frauen. Es war ein dramatisches Rennen, und plötzlich flogen Gina Lückenkemper und eine Mitstreiterin genau zeitgleich ins Ziel. Und mit „fliegen“ meine ich das wortwörtlich, Gina ist regelrecht geflogen und hat sich dabei sogar mit ihren Spikes am Oberschenkel verletzt. Zunächst schien sie die Verletzung gar nicht zu bemerken, als das Ergebnis verkündet wurde: Sie ist Europameisterin! Eingehüllt in die deutsche Flagge jubelte sie, bis die Sanitäter kamen und sich um sie kümmerten. Wir Fotografen warteten gespannt, ob sie noch einmal aus den Katakomben herauskommt. Nach einer Weile war es endlich so weit – strahlend lief sie an uns vorbei und posierte für die Kameras.
Zum Glück bin ich nicht nach Hause gefahren!